Das Radio also:

 

Vor langer Zeit habe ich irgend so ein altes Radio von meiner Oma geerbt und in einem Karton auf dem Dachboden verstaut. Nach meinem Studium und vieler Arbeitsjahre habe ich es dann irgendwann wiedergefunden und es einen Winter über immer nach Feierabend restauriert.

Es handelt sich dabei um einen sogenannten deutschen Kleinempfänger, kurz DKE 38 genannt (Entwicklungsjahr 1938). Im Volksmund waren diese Geräte auch als Göbbelschnauze bekannt. Den DKE 38 gab es in der Allstrom- und in der Batterieausführung. Hier eine Betriebsanleitung, eine Bedienvorschrift und ein  Kundendienstblatt.

       

 

In den Nachkriegsjahren waren viele Radios entweder zerstört oder mit der Zeit gingen viele dieser Radios einfach kaputt. Manche wurden dann von Radiobastlern als Ersatzteillager genutzt oder mit anderen Röhren wieder repariert. So wurde auch mein Radio in der Nachkriegszeit mit Wehrmachtsröhren, von denen auf dem Schwarzmarkt genügend verfügbar waren, repariert.

Natürlich hatte jeder Radiobastler so seine eigenen Methoden, diese Radios wieder zum laufen zu bringen. Daher gibt es für die Umbauten keine Schaltungsinformationen. Ich musste also den Schaltplan während des zerlegens mitzeichnen.  

Das Chassi war in der Mitte durchgebrochen, musste somit ersetzt werden. Habe bei Fa. Benien in Bremen ein Probestück Pertinax geordert, welches die Firma mir daraufhin kostenlos zuschickte. Dann mit dem alten Chassi die Kontur übertragen und mit der Laubsäge ein neues gefertigt.

Der Schaltplan war nach dem Studium alter Schaltpläne mit gleichen Röhren nicht so schwer nachzuvollziehen, nur mit der Dimensionierung der Kondensatoren, die allesamt nach dem zerlegen in unbrauchbarem Zustand dalagen, hatte ich so meine Schwierigkeiten. Da sich im Netz aber eine recht große community rund um Röhrenradios tummelt, hatte ich recht schnell Kontakt zu Leuten, die mich bei der Dimensionierung unterstützten.

Die zwei Röhren, die darin verbaut waren sind die legendären RV12P2000!

Die Erste ist von Telefunken, gebaut in KW9 1943, trägt ein Grauband mit Aufdruck RV12P2000 und ein Telefunkenlogo.

Die Zweite ist eine besondere Röhre. Sie stammt von Opta und hat einen Milchglaskolben mit Goldband, was für höchste Qualitätssstufe steht. Diese Röhren wurden z.B. für die Luftwaffe eingesetzt. Gebaut in KW47 1940. Der Aufdruck auf dem Goldband: RV12P2000 Wehrmachtseigentum.

               

 

Diese Röhren werden in sogenannten Patronenfassungen gehaltert um sie beim harten Militäreinsatz mechanisch zu schützen. Sie werden dabei überkopf, mit dem Glaskolben voran, in die Fassung gesteckt. Deshalb sieht man auf den folgenden Fotos auch nie eine Röhre außer dem Pertinax Röhrenboden.

Viele der Komponenten konnte ich nach intensiver Reinigung wiederverwenden. Die in Wachs vergossenen Elkos waren natürlich unbrauchbar. Habe das Blechgehäuse weiterverwendet und im inneren moderne Cs eingesetzt. Der Selengleichrichter, in den Bildern als roter Tellerturm auszumachen, war natürlich auch irreperabel defekt. Da ich gerade dieses Bauteil so schön fand, habe ich mir den Kern neu und hohl drehen lassen und konnte so darin eine Si Diode einsetzen. Das hat zwar zur Folge, daß die Betriebsspannung viel zu hoch war, konnte aber mit einem Leistungswiderstand runtergebügelt werden.

Reinigen und zerlegen:

           

 

           

 

   

 

Der geerntete Schaltplan ist dem Zweiröhren Kleinempfänger des Bastler-Schaltplan Nr. 57 recht ähnlich:

   

 

Einer der beiden Drehknöpfe war innen bei der Verschraubung gebrochen. Habe ihn der alten Form entsprechend ausgegossen.

Der Zusammenbau:

 

           

 

           

 

Das Ergebnis: